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Prozession, Überführung von Gebeinen und Einweihung des Ossariums von der Parochialkirche zum Petriplatz Berlin

Am 29. Juni 2024 wurden mit einer Prozession die Gebeine der unbekannten mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Toten, welche zwischen 2007 und 2020 bei den archäologischen Ausgrabungen am Petriplatz gefunden wurden, von der Parochialkirche in Berlin-Mitte zum Petriplatz überführt.

Die Gebeine wurden an der Parochialkirche abgeholt und im Rahmen dieser Prozession mit ca. 100 Gebein-Trägern und Trauerkutsche zum Petriplatz gebracht. Der Weg führte an der Baustelle des Mehrreligionenhauses House of One vorbei zum Archäologischen Haus Petri. Dabei wurden 100 von insgesamt 475 Toten mitgeführt, die in das neu eröffnete Ossarium im Untergeschoss des Archäologischen Hauses am Petriplatz aufgebahrt wurden. Die übrigen 375 Toten werden in den Folgetagen verbracht. Dann werden alle Ossariums-Gefache mit Lehmplatten verschlossen.

Um 10:00 Uhr begann die Prozession mit einer Begrüßung durch das Landesdenkmalamt Berlin, Dr. Sebastian Heber, und einer Verabschiedungsliturgie, die von der Ev. Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder gestaltet wird. Die Gebete sprechen Pfarrer Dr. Alexander Heck der Gemeinde und Monsignore Dr. Hansjörg Günther vom Erzbistum Berlin und Vorsitzender des Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg, Pfarrer Michael Kösling und Gregor Hohberg standen bei.

„Wir Lebenden tragen eine Verantwortung für unsere Toten, dass wir ihrer gedenken und sie selbst darin lebendig bleiben. Doch über den Toten und ihren Gebeinen steht das größere Versprechen Gottes: ‚Ich selbst bringe Geist in euch, dann werdet ihr lebendig.‘ (Ezechiel 37,5). Wir bekräftigen dieses Versprechen, wenn wir unsere Toten wieder an ihren ursprünglichen Ort rücküberführen.“ (Pfarrer Dr. Alexander Arno Heck, Ev. Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder)

Die 100 freiwilligen Gebein-Träger gingen runter in die Gruft der Parochialkirche und nahmen die Gebinde mit den Gebeinen auf. Am Haupteingang der Parochialkirche wartete eine zweispännige historische Trauerkutsche von 1850, in die einige Gebeinkisten eingestapelt wurden.

Die Kutsche führte die Prozession an. Hinter der Kutsche ordneten sich die Geistlichen und die Grabungsleiterin Claudia M. Melisch an. Es folgten die vielen freiwilligen Träger:Innen mit 20 weiße Kindersärgen, 10 weißen Gebeinkisten, danach 20 grauen und anschließend 50 schwarzen. Dahinter folgten alle anderen Gäste. Träger:Innen und Särge waren blumengeschmückt, in grünen Umschlägen fanden sich die gesammelten Detailinformationen; – wie Beibriefe – zu den einzelnen Gebeinen. Die Prozession führte von der Klosterstraße zur Stralauer Straße, über den Mühlendamm bis vor das Haus am Petriplatz.

Am Petriplatz empfing der Landesarchäologe Prof. Dr. Matthias Wemhoff die Prozession und die Gebeinkisten wurden in das Untergeschoss des Archäologischen Hauses zum Ossarium getragen und an die Mitarbeitenden des Museums für Vor- und Frühgeschichte übergeben, die die Einlegung in die Ossariumsgefache vornahmen.

„Wir handeln bei der Prozession im Gedenken an alle am Petriplatz geborgenen Toten und aus Respekt für die Lebensleistung aller Berliner, die die Stadt seit dem Mittelalter erbaut, verschönert und trotz aller Wechselfälle immer wieder hoffnungsvoll aufgerichtet haben.“ (Claudia M. Melisch, Grabungsleiterin Petriplatz)

„Die ersten Berliner kehren zum Petriplatz zurück, dem ältesten sakralen Ort der Stadt, an dem Berlin mit dem House of One zugleich Zukunft gewinnt. Wir freuen uns, dass das Archäologische Haus Petri so würdevoll mit den Toten der Petrigemeinde umgeht und gratulieren unseren Nachbarn zur Schlüsselübergabe.“ (Pfarrer Gregor Hohberg, House of One)

Um 11:30 Uhr Einweihung des Ossariums durch die anwesenden Geistlichen mit einem gemeinsamen Gebet und Schlussworte der Archäologen. Gegen 12:00 Uhr Ende der Veranstaltung. Anschließend 12:00 – 17:00 Uhr Tag der Offenen Tür im Archäologischen Haus am Petriplatz

Grabungsleiterin Claudia Maria Melisch