Totentanz & Lebenslust – eine Veranstaltungsreihe im März und Herbst 2023 anlässlich der Wiedereröffnung der Turmhalle mit dem Totentanzfresko

März 2023

Leben und Tod gehören zusammen. Werden, vergehen und neu werden liegen in einer Hand. Der Berliner Totentanz in der St. Ma­rien­­­­kirche lenkt den Blick auf das Ende des Lebens und die unumstößliche Wahrheit, dass wir sterben müssen, um neu zu leben. Und er schärft zugleich die Sinne für jeden Anfang, für Glück und Freude, Leidenschaft und Be­geis­­terung im diesseitigen Leben. Toten­tanz und Lebenslust: Wir feiern das Leben im Ange­sicht des Todes. Und wir feiern den Toten­tanz, das älteste Kunstwerk und den ältesten Text dieser Stadt. Mit Musik und Wort, mit Tanz und Passion. Herzliche Einladung zu unse­rem Festprogramm im Monat März!


Donnerstag, 2. März 2023, 19 Uhr, St. Marienkirche
Orgelkonzert „Variationen über das Ende“ mit Marienorganist Xaver Schult

Das Ende: Ist das der endgültige Schlussstrich? Ein Neuanfang? Im seinen „Variationen über das Ende“ lotet Marienorganist Xaver Schult unterschiedliche Möglichkeiten aus – vom eigenen Ende über das Ende der anderen und bis zu Jesus von Nazareth, dessen irdisches Ende ein Anfang wurde. Anfang: 19 Uhr. Ende: ungewiss.
Eintritt 8€/5€, Eintritt frei für Menschen bis 18 Jahre und Auszubildende; Tickets an der Abendkasse oder www.eventbrite.de

Montag, 6. März, 19.30 Uhr, Schleiermacherhaus
Salon bei Schleiermacher: Der „Plötzenseer Totentanz“

Das mittelalterliche Wandgemälde des Totentanzes in der Turmhalle der St. Marienkirche gehört zu den berühmtesten und ältesten Denkmälern Berlins. Als erste völlige Neuschöpfung eines Totentanzes im 20. Jahrhundert (1970-72) gilt der Totentanz in der Gedenkkirche im Evangelischen Gemeindezentrum Plötzensee in Berlin. Auf 16 Tafeln greift der Wiener Maler und Bildhauer Alfred Hrdlicka das Motiv der mittelalterlichen Totentänze auf, und verweist damit auf die heutige Bedrohung der Menschen und Völker durch Gewalt, Macht und Willkür. Mit Michael Maillard, Pfarrer in der Gedenkkirche Plötzensee, Eintritt frei.

Donnerstag, 9. März 2023, 18 Uhr, St. Marienkirche
Gebet für die Stadt – was bewegt Berlin? Sterben in der Stadt. Tod und Trauer im Wandel

Sterben, Tod und Trauer unterliegen einem tiefgreifenden sozialen, professionellen und kulturell-religiösen Wandel – insbesondere im urbanen Kontext. Wir sterben nicht mehr auf der Bühne ritueller, familiär-nachbarschaftlicher Beziehungen, sondern zumeist hinter den Kulissen von Organisationen. Sterben muss organisiert werden. Das verändert unseren Umgang mit Sterben, Tod und Trauer. Dabei sind unsere gesellschaftlichen Vorstellungen eines „gelingenden“ oder „guten“ Sterbens vielfältig. In seiner „Stadtrede“ geht der Berliner Bestatter Eric Wrede auf diesen Wandel ein und berichtet von seinen Erfahrungen aus der Trauerbegleitung und Beerdigungspraxis. Mit Eric Wrede, Pfarrer Dr. Alexander Arno Heck und Marienorganist Xaver Schult.

Donnerstag, 16. März 2023, 19 Uhr, St. Marienkirche Offener Tanzworkshop mit Yves Ytier

Mit dem Tod tanzt kein Mensch gerne. Aber vielleicht tanzen wir gerne wie der Tod. Oder über ihn. Vielleicht sogar gegen ihn. Yves Ytier ist Tänzer und Musiker und gibt Tanzkurse für historischen Tanz. Mit den Teilnehmenden an diesem Workshop erarbeitet er Grundlagen und einfache Choreo­grafien alter Gemeinschaftstänze.
Die Zahl der Teilnehmenden ist auf 30 begrenzt, eine Anmeldung unter buero@marienkirche-berlin.de ist erforderlich, Vorkenntnisse nicht. Unkostenbeitrag 5 €

Donnerstag, 23. März 2023, 19 Uhr, St. Marienkirche Totentanz & Lebenslust? Eine multireligiöse Perspektive

Rabbiner Dr. Andreas Nachama; Pfarrer Gregor Hohberg, Imam Kadir Sanci
Ob es der Bilderzyklus der einstigen jüdischen Beerdi­gungs­bruderschaft in Prag ist, der Totentanz in der Berliner Marienkirche oder bestimmte Schriften des islami­schen Gelehrten Said Nursi – sie alle beschäftigen sich mit der menschlichen Vergänglichkeit und dem, was folgt. Gedanken zum Tod aus jüdischer, christlicher und muslimischer Perspektive.
https://house-of-one.org
https://marienkirche-berlin.de

Samstag, 25. März 2023, 19 Uhr, St. Marienkirche
Johann Sebastian Bach
MARKUS-PASSION BWV 247, Fragment

Die Markus-Passion von J. S. Bach, BWV 247 ist uns nur fragmentarisch überliefert; ihre Rekontruktion erinnert an eine sich über Jahrhunderte hinziehende Detektivgeschichte. 1731 wurde sie in Leipzig uraufgeführt, doch überliefert ist nur das Textbuch der Aufführung. Die verschollene Musik konnte nach langen Recherchen der Bachforscher zum Teil rekonstruiert werden. Choräle, einige Arien und der Eingangs- und Schlusschor wurden als Bachs eigene Umarbeitungen anderer Werke identifiziert und in die heutige Fassung der Markus-Passion übernommen. Einzig die Vertonung des Evangeliums­textes bleibt bisher ein Rätsel – bis heute ist sie ist unauffindbar.
Die hier erarbeitete Aufführung hält sich an die früheste Rekonstruktion der überlieferten Fragmente Bachs. Die be­kannte Film- und Theaterschauspielerin Maren Eggert rezitiert den Evangeliumstext, unterlegt mit einem dezenten Klangteppich des Berliner Komponisten Peter Uehling. Im Wechsel mit der Kraft der Musik in Chören und Arien entsteht eine ergreifende Magie.

Rekonstruierte Fassung von Hellmann, Glöckner, Uehling
MarienVokalensemble, Barockorchester Aris et Aulis
Solisten: Marie Luise Werneburg, Sopran
Sabine Eyer, Alt
Stephan Gähler, Tenor
Maren Eggert, Sprecherin
Marie-Louise Schneider, Leitung

Eintritt: 25 € / ermäßigt 18 € / Kinder & Jugend­liche bis 18 Jahre 10 €
Tickets bei www.eventbrite.de,
am Büchertisch und an der Abendkasse
St. Marienkirche, Karl-Liebknecht-Str. 8, 10178 Berlin;
Aktuelle Infos unter marienkirche-berlin.de

Donnerstag, 30. März 2023, 19 Uhr, St. Marienkirche
Geschichte und Gegenwart des Berliner Totentanzes
Vortrag von Prof. Dr. Jan Raue

Der Berliner Totentanz – als das am umfänglichsten innerhalb einer Kirche erhaltene Beispiel seiner Art – hat eine lange Geschichte vorzuweisen, in deren Verlauf er mal mehr, mal weniger geschätzt, überstrichen, aufgedeckt, mehrfach übermalt und wieder „ent-restauriert“ worden ist. Die letzten 30 Jahre verbrachte er wie im Dornröschenschlaf, da eine wuchtige Stahl-Glas-Konstruk­tion in der Turmhalle – eigentlich zu seinem Schutz errrichtet – die Sichtbarkeit ganz erheblich einschränkte. Seit dem 1. Advent 2022 sind die Turmhalle und damit auch der Totentanz in einer ganz neuen Präsentation zu erleben. Ein wichtiger Teil der St. Marien­kirche wurde damit für Kirchengemeinde und Öffentlichkeit zurückgewonnen. Im Vortrag wird Vergangenes und Bestehendes gezeigt und diskutiert. Mit Professor Dr. Jan Raue. Die Veranstaltung findet in der Turmhalle vor dem Totentanz statt. Da diese nicht geheizt ist, empfiehlt sich warme Bekleidung.

Fortsetzung der Veranstaltungsreihe im Herbst 2023
Alle Infos unter www.marienkirche-berlin.de