Gottesdienst in St. Marien

Kirchen & Standorte

St. Marienkirche

Die St. Marienkirche ist Rats- und Stadtkirche Berlins und dient als Gemeinde- und Citykirche sowie als Predigtstätte des Bischofs der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Sie gehört zu den offenen Kirchen der Stadt.

Öffnungszeiten

Die St. Marienkirche öffnet täglich von 10 bis 18 Uhr, in den Wochen zwischen Epiphanias (6. Januar) und Palmsonntag von 10 bis 16 Uhr. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass eine Besichtigung der St. Marienkirche während der Gottesdienste, Veranstaltungen und Konzerte nur eingeschränkt oder nicht möglich ist. Vielen Dank!

Kircheneintrittsstelle

Ein Kircheneintritt ist jederzeit in unserer Kircheneintrittsstelle möglich. Wir vereinbaren gerne einen Termin mit Ihnen und finden gemeinsam den für Sie bestmöglichen Weg. Sie erreichen hierfür für das Gemeindebüro unter buero@marienkirche-berlin.de oder Tel. (030) 24 75 95 10. Wir freuen uns auf Sie!


Citykirche St. Marien

St. Marien ist die Rats-, Stadt- und Bischofskirche Berlins und versteht sich als Citykirche. Citykirchen wie St. Marien zeichnen sich durch ihre Lage im urbanen Zentrum großer Städte aus – der Innenstadt oder City. Durch ihren Standort unterhalb des Berliner Fernsehturms gegenüber vom Roten Rathaus als letztes verbleibendes Stück Mittelalter nimmt die St. Marienkirche eine besondere Bedeutung ein. Als Stadtkirche Berlins ist St. Marien ein offener Ort für die Anliegen der Stadtgesellschaft, was sich durch vielfältige Kooperationen mit Partner:innen zeigt.

Die Gemeinde St. Marien-Friedrichswerder richtet ihr öffentliches Wirken über die Ortsgemeinde hinaus auf die ganze Stadt aus.

Hier in der Mitte Berlins kreuzen sich die Lebensgeschichten der Bewohner:innen Berlins und ihrer vielen Gäste aus der ganzen Welt. Hier kreuzen sich Arbeits- und Einkaufswege, Kultur und Vergnügen, Suche nach Sinn und Ruhe, auch soziale Not. Hier kreuzen sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Citykirchen wie St. Marien sind begehbare Glaubenswelten, die die Erinnerung an die Botschaft Jesu tagtäglich wach halten. Sie sind Herbergen für die überhörten und verdrängten Menschen unserer Zeit. Sie sind öffentliches Schaufenster und Foyer der Kirche mitten in der Gesellschaft. Sie bieten den Sehnsüchten, den Freuden und den suchenden Seelen unserer Tage Raum. Weitere Informationen.


Die Baugeschichte von St. Marien

Die St. Marienkirche wurde im Zusammenhang mit der ersten mittelalterlichen Stadterweiterung Berlins nach 1250 als Pfarrkirche für die Neustadt konzipiert. Sie ist neben der wieder errichteten Nikolaikirche, der Ruine der Franziskanerklosterkirche und der Kapelle des Heiliggeisthospitals ein bedeutendes bauliches Zeugnis der frühen Stadtgeschichte. Als einziges dieser Bauwerke wird St. Marien ihrer ursprünglichen Bestimmung gemäß als Kirche genutzt.

Die dreischiffige gotische Hallenkirche erfuhr eine entscheidende Umgestaltung in der Barockzeit, als mit dem Einbau der Kanzel durch Andreas Schlüter die Kirche den Charakter eines Predigtsaales erhalten sollte. Die Symbolik des gotischen Raumes wich funktionalen Erwägungen.
Im Sinne einer Rückwendung zur Gotik ordnete Hermann Blankenstein in den Jahren 1893/94 schließlich umfangreiche Baumaßnahmen an, die maßgeblich zum heutigen Erscheinungsbild der Kirche beitrugen (Außenfassade der Südanbauten, Orgelempore, Fußboden etc.).

Pilgern

Die St. Marienkirche ist Ausgangspunkt des Pilgerweges zur Wunderblutkirche von Bad Wilsnack.


Führungen in der St. Marienkirche

Besucher:innen sind herzlich eingeladen, mit uns die heutige Gestalt von Raum und Kunst in St. Marien zu entdecken!

Regelmäßig gibt es öffentliche Führungen, die Sie in unserem Veranstaltungskalender finden. Auf Anfrage organisieren wir auch Führungen für Schulklassen.

Kunstsammlung

Die St. Marienkirche birgt einen kostbaren Kunstschatz. 90 Kunstwerke, darunter 40 Gemälde, legen Zeugnis ab von der Entwicklung des Berliner Kunstschaffens vom 15. bis zum 20. Jahrhundert. Herausragend sind die spätmittelalterlichen Wandbilder mit der Darstellung des Totentanzes in der Turmhalle und einer Schutzmantelmadonna im Bogenfeld hinter der Orgel. Viele der Kunstwerke hatten allerdings ihren Platz in anderen Kirchen.

Totentanz

Das mittelalterliche Wandgemälde des Totentanzes in der Turmhalle der St. Marienkirche gehört zu den berühmtesten und ältesten Denkmälern Berlins. Als einem der letzten am ursprünglichen Ort erhaltenen Vertreter der ‚monumentalen‘ Totentänze des Mittelalters nördlich der Alpen kommt ihm eine Bedeutung zu, die weit über Berlin hinausreicht.


Veranstaltungen

Einmal im Monat sonntags

werden in Zusammenarbeit mit Crossroads Berlin verschiedene thematische Führungen in St. Marien angeboten: Das Totentanzfresko in der Turmhalle, eines der bedeutendsten mittelalterlichen Kunstwerke Berlins, wird dabei ebenso Thema sein, wie die zahlreichen Epitaphien oder die Baugeschichte von St. Marien. Auch eine Entdeckungsreise für Kinder steht auf dem Programm…
Die Termine entnehmen Sie bitte unserem Kalender.

Anmeldung & Informationen

Restauratorische Schauwerkstatt

Die restauratorische Schauwerkstatt ist ein Projekt unserer Gemeinde und der Stiftung Kirchliches Kulturerbe. Sie gewährt Besucher:innen der St. Marienkirche Einblicke in die restauratorischen Arbeiten zur Erhaltung der Kunstsammlung St. Marien.

Aktuelles Projekt der Schauwerkstatt ist die Restaurierung des Bildes „Ezechiel im Tal der Toten“ von Michael Ribestein (um 1559). Die Darstellung illustriert die Vision des Ezechiel im Tal der Toten (Ez. 37). Der Prophet schreitet über ein Feld von Totengebeinen hinweg, die er auf Geheiß des im Himmel erscheinenden Gottvaters anspricht und die sich mit Fleisch bedecken und erwachen. Im Hintergrund erstreckt sich eine felsige Landschaft mit Ruinen und Städten.

Informationen zum Zustand des Gemäldes sowie zum Spenden finden Sie in diesem Dokument:

Parochialkirche

Die Parochialkirche ist einer der ersten Kirchenneubauten nach der Reformation in Berlin. Sie ist vor allem wegen ihres Glockenspiels eine der bekanntesten Kirchen der Stadt. Mit ihrem idyllischen Kirchhof und ihrer eindrücklichen Gruft ist sie eine Oase im vom Arbeitsleben geprägten Klosterviertel. Die Parochialkirche wird als Sitz der Stiftung Kirchliches Kulturerbe entwickelt.

die hellerleuchtete Parochialkirche bei Nacht

Das neue Glockenspiel der Parochialkirche

Am 23. Oktober 2016 wurde das neue Glockenspiel mit 52 Glocken mit einer Andacht und einem Konzert von Carilloneur Wilhelm Ritter aus Kassel wieder eingeweiht. Es umfasst einen Tonumfang von d1-e1, sodann chromatisch bis d5. Es wurde von Koniklijke Petit & Fritsen/Koninklijke Eijsboust gegossen und installiert. Das Gesamtgewicht beträgt 8.400 kg. Die größte Glocke wiegt 1.490 kg. Die kleinste 8 kg.

Spielzeiten

Das Glockenspiel ist i.d.R. täglich um 9, 12, 15 und 18 Uhr zu den Gebetszeiten zu hören.

Aktuelle Melodien:

Bis zum 1. Advent:
9 Uhr Wachet auf, ruft uns die Stimme
12 Uhr Wer nur den lieben Gott lässt walten
15 Uhr Giselanet – lang
18 Uhr Der Mond ist aufgegangen

Adventszeit bis Weihnachten:
9 Uhr Macht hoch die Tür – Bender
12 Uhr O come, Emanuel
15 Uhr Bender „Kanon“
18 Uhr Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen

Konzerte des Glockenspiels 2024

Die Konzertsaison 2023 ist beendet. Die Termine werden jeweils im Frühjahr für das Jahr bekannt gegeben. Auftakt wird am Sonntag, 12. Mai 2024 sein.

Details zu den Konzerten entnehmen Sie bitte unserem Kalender.

Die Konzerte sind open air und frei von Eintritt.


Die Glockenspielerin an Parochial

Anna Kasprzycka ist Glockenspielerin und Klangingenieurin aus Danzig in Polen. Sie ist bekannt durch ihre Erstaufführungen von Werken zeitgenössischer polnischer Komponisten. Sie engagiert sich insbesondere mit Aufführungen auf einem mobilen Glockenspiel, neue Hörer*innen für die Glockenspielmusik zu begeistern. Anna Kasprzycka war 2017 Carillon Fellow in Bok Tower Gardens, Florida, und forschte über frühe polnische Glockenspielkompositionen von Jerzy Bojanowski.
Glockenspiel studierte sie bei Gert Oldenbeuving in Danzig und bei Carl van Eyndhoven, Geert D’hollander und Eddy Mariën in Belgien. Zusätzlich wurde sie in Leuven, Amersfoort und Middelburg ausgebildet. Im Jahr 2014 erhielt sie als erste polnische Glockenspielerin die Abschlussnote summa cum laude von der Königlichen Carillon Schule ‘Jeff Denyn’ in Mechelen (Belgien). Seit 2013 ist sie leitende Redakteurin von Carillon News, der Zeitschrift der polnischen Carillon Gesellschaft.


Besichtigung der Parochialkirche

Die Kirche ist in der Regel montags bis freitags von 9.00 Uhr-15.30 Uhr geöffnet und kann besichtigt werden. Außerhalb der Öffnungszeiten können Sie mit unserem Gemeindebüro unter Tel: 030-24 75 95 10 einen Besichtigungstermin vereinbaren. Während der kalten Jahreszeit erfolgt der Zugang über die Seitentür auf der Südseite der Kirche vom Kirchhof aus.
Die Gruft der Parochialkirche ist aus Rücksicht auf die Totenruhe nur in Ausnahmefällen zugänglich.

Nutzung der Parochialkirche

Montags wird um 9 Uhr die Arbeitswoche mit einer Andacht eröffnet.
Während der Sommermonate werden zu besonderen Anlässen Gottesdienste und Traugottesdienste gefeiert. Sie wird aber auch für Ausstellungen, Theateraufführungen und Konzerte genutzt und kann für Veranstaltungen gemietet werden, sofern diese sich mit der Würde des Kirchenraumes vereinbaren lassen.
Die Kirche wird als Sitz der Stiftung Kirchliches Kulturerbe ausgebaut.


Baugeschichte der Parochialkirche

Die Parochialkirche ist einer der ersten Kirchenneubauten nach der Reformation in Berlin. Bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg war sie – vor allem wegen ihres markanten Turms und des berühmten Glockenspiels mit seinen 37 Glocken – eine der bekanntesten Kirchen der Stadt.

Die Grundsteinlegung am 15. August 1695 erfolgte unter reger öffentlicher Teilnahme in Beisein des Kurfürsten. Kurz darauf verstarb der Baumeister Johann Arnold Nering, der neben Schlüter als einer der bekanntesten Barock-Baumeister der Stadt gilt. Landbaumeister Martin Grünberg setzte die Arbeit Nerings fort.

Obwohl die Kirche noch nicht ganz fertig war, weihte man sie am 8. Juli 1703 ein. Die Bauarbeiten zogen sich noch bis 1714 hin. Zur Parochialgemeinde gehörten in den ersten hundert Jahren viele Minister, Generäle und Geheimräte und andere Personen aus der gehobenen Beamtenschaft.

Der Parochialkirchhof

Während des Zweiten Weltkriegs, im Mai 1944, wurde die Kirche von Brandbomben getroffen. Der Turm stürzte in das Kirchenschiff, das gesamte Inventar verbrannte, die Glocken schmolzen. Zwei kleinere Glocken des zweiten Glockenspiels der Parochialkirche von Albert de Grave haben überdauert. Sie erinnern als Läuteglocken heute an die Gebetszeiten im Tageslauf und läuten zu den Gottesdiensten.

1946 richtete sich die Gemeinde im Turm einen Andacht-Saal ein, in dem bis 1990 Gottesdienste gefeiert wurden.
1987 bis 2003 wurde die Kirche mit Unterstützung der Landesdenkmalamtes, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Landeskirche umfassend saniert.
2016 wurde der Turm der Parochialkirche 72 Jahre nach seiner Zerstörung wieder aufgebaut. Der › Verein Denk mal an Berlin e.V. mit seinen Mitgliedern und viele Förder:innen und Spender:innen haben dies möglich gemacht.
Der inzwischen ebenfalls sanierte Parochial-Kirchhof und die unter der Kirche befindliche Gruft zählen zu den beeindruckendsten Zeugnissen sepulkraler Kultur in der Stadt.

Schleiermacherhaus

Schon vom Gendarmenmarkt aus sichtbar erstrahlen mit ihren ockerfarbenen Fassaden die Barockhäuser an der Taubenstraße/Glinkastraße. Sie wirken wie ein Fremdkörper inmitten von grauen Regierungsgebäuden. Sie sind die letzten in historischer Bauweise erhaltenen Zeugen in der von Friedrich I. nach seinem Namen gegründeten Friedrichstadt.

Der König ließ an der heutigen Mohrenstraße die nicht mehr erhaltene Dreifaltigkeitskirche erbauen zusammen mit drei dafür vorgesehenen Pfarrhäusern. Von 1809 bis 1816 wohnte und wirkte in einem der Häuser Friedrich D. E. Schleiermacher, der Philosoph, Theologe und Mitbegründer der Berliner Universität. Nach ihm wurde dieses historische Ensemble als Schleiermacherhaus benannt.

Die Tradition der bisherigen Ev. Kirchengemeinde in der Friedrichstadt, die ihren Sitz im Schleiermacherhaus hatte, wird auch in der seit 1. Januar 2022 neu fusionierten Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder fortgeführt. Neben vielfältigen Gemeindeveranstaltungen setzt sich dort auch der „Salon Schleiermacher“ fort. An jedem ersten Montag im Monat finden Konzerte, Lesungen, Vorträge und Vernissagen statt.

Das fehlende dritte Gebäude wird inzwischen neu errichtet. Eine Lücke wird geschlossen. Die Baumaßnahmen begannen im Sommer 2022. Ein Gebäude wird weiterhin als Pfarrwohnung genutzt. Das bisherige Gemeindehaus, Taubenstr. 3, wird sukzessive zu einem lebendigen Ausstellungs- und Veranstaltungsort weiterentwickelt.

Friedrichswerdersche Kirche

Sie ist das Baudenkmal schlechthin am Werderschen Markt gegenüber dem Auswärtigen Amt. Von Karl Friedrich Schinkel entworfen wurde sie zwischen 1824 und 1830 nach dem Vorbild von Kapellen englischer Colleges erbaut. Nach Fertigstellung wurde sie von der deutschen und der französischen Gemeinde genutzt. An ihre ursprünglich sakrale Nutzung erinnern im Innenraum die Kanzel, der Altar und die wunderschönen, teils originalen Buntglasfenster.

Von 1979 bis 1986 und von 1997 bis 2000 wurde die Friedrichswerdersche Kirche grundlegend restauriert und beherbergt bis heute als Dependance der Nationalgalerie, die ihre Pächterin ist, eine Auswahl an Skulpturen. Eigentümerin der Kirche ist die seit 1. Januar 2022 neu fusionierte Ev. Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder (ehemals Ev. Kirchengemeinde in der Friedrichstadt).

Von Carl Daniel Freydanck – Katalog (1987) Carl Daniel Freydanck, Ein Vedutenmaler der KPM, Berlin: Nicolai Verlag ISBN: 3-87584-210-3. S.182, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28071988

Arnold Paul – CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3196891

Eine Kirche bleibt aber eine Kirche, auch wenn sie als Ausstellungsort dient. Ihr Raum predigt. Das erleben ihre vielen tausend Besucherinnen und Besucher. Als Ev. Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder bilden wir mit unseren Kirchen (St. Marienkirche, Parochialkirche, Friedrichswerdersche Kirche) die historische Mitte Berlins ab. Die Friedrichswerdersche Kirche ist darum auch eine Chance für unsere citykirchliche Arbeit. Daran knüpfen wir an und wollen gemeinsam mit anderen diesen Raum auch kirchlich weiterentwickeln.

Die Friedrichswerdersche Kirche kann täglich außer Montags von 10 bis 18 Uhr besichtigt werden. Der Besuch ist nach der 2G-Regel mit FFP2-Maske und zuvor gebuchtem Zeitfensterticket kostenlos möglich.

House of One (im Bau) / Petrikirche

House of One – Bet- und Lehrhaus am Petriplatz

Der Petriplatz in der Mitte Berlins ist ein symbolisch verdichteter Ort: er ist der Urort der Stadt, auf den sich die erste urkundliche Erwähnung Berlins bezieht. Die archäologischen Grabungen auf dem Platz von 2007-09 haben die Einsicht wachsen lassen, dass dieser Urort Berlins eines besonderen Umgangs bedarf.

Die St. Petri-St. Mariengemeinde hat 2008 Beschlüsse gefasst, die auf die Errichtung des House of One zielen. Seit 2010 arbeiten die Jüdische Gemeinde Berlin, das Forum für Interkulturellen Dialog e.V. als islamischer Partner und die St. Petri-St. Mariengemeinde konzeptionell, strukturell-organisatorisch und im Hinblick auf die Bauplanung an der Realisierung des Projekts.

Dort wo die Geschichte der einstigen Doppelstadt Cölln-Berlin im 13. Jh. begann, soll auf den wiederentdeckten Fundamenten der Petrikirchen unweit des Schlossplatzes ein neuer Sakralbau in einer qualitativ hochwertigen zeitgenössischen Architektursprache entstehen. Ein Sakralbau für drei Religionen: für Christentum, Judentum und Islam unter Einbeziehung der Stadtgesellschaft.

Im Unterschied zu bereits existierenden interreligiösen Räumen (im Berliner Reichstag, in Flughäfen u.a.) haben hier die drei Religionsgemeinschaften selbst die Initiative ergriffen, um auf dem Petriplatz ein in dieser Form völlig neuartiges Sakralgebäude zu konzipieren, zu entwickeln und dann auch gemeinschaftlich mit Leben zu füllen.

In diesem Bet- und Lehrhaus wollen die drei Religionsgemeinschaften in ihren jeweiligen Traditionen beten und Gottesdienste feiern und es soll der Dialog der Religionen, der von zunehmender gesellschaftlicher Bedeutung ist, transparent und öffentlich ins Zentrum der säkularen Stadt Berlin gestellt und in das Gespräch der politischen und kulturellen Akteure der Stadt eingebunden werden.
Es geht dabei sowohl um ein gegenseitiges ‚redliches Kennenlernen’, das Differenzen nicht überspielt, um neue Formen der Gemeinschaft in vielen möglichen Facetten, aber auch um ein Forum des Erinnerns an den Umgang der Religionen miteinander in der Geschichte dieser Stadt und des Landes.

Als Träger des Projekts gründeten im Herbst 2011 die Jüdische Gemeinde Berlin, das Forum für Interkulturellen Dialog, die Evangelische Kirchengemeinde St. Petri – St. Marien und das Land Berlin den Verein „Bet- und Lehrhaus Petriplatz Berlin e.V.“. 2016 wurde die Stiftung House of One gegründet.

Ein internationaler Architekturwettbewerb für das Bet- und Lehrhaus ging am 6. September 2012 zu Ende. Die Wahl der Jury für den ersten Preis fiel einstimmig auf den Entwurf des Berliner Architektenbüros › KuehnMalvezzi.

Die ehemalige St. Petrikirche

Die St. Petri-Gemeinde entstand bereits im 12. Jahrhundert auf der Insel zwischen den beiden Spreearmen, im damaligen Cölln. Die Bewohner dieses leicht hügeligen, bewaldeten Gebietes waren überwiegend Fischer und einfache Handwerker, was sich noch im heutigen Namen Fischerinsel wiederspiegelt. Im Verlauf ihrer langen Geschichte baute die Gemeinde wenigstens fünf Kirchen im Zentrum dieser Insel, deren Gestalt und Baugeschichte sehr unterschiedlich dokumentiert sind.

Eine erste Kirche entstand vermutlich als spätromanische Feldsteinkirche in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Bereits 1370 musste sie einer deutlich größeren, dreischiffigen spätgotischen Hallenkirche weichen, die 1730 durch Brand zerstört, 1733 als barocke Kirche neu errichtet und 1809 wiederum durch Feuer vernichtet wurde.

Bis 1846 hatte sich die Gemeinde zu gedulden, ehe der Beschluss zum Aufbau einer neuen, diesmal neugotischen Backsteinkirche gefasst werden konnte und die dazu nötigen Geldmittel den Baubeginn erlaubten. In der Zwischenzeit fanden die Gottesdienste im Dom und in der Gertraudenkirche am Spittelmarkt statt.

Erst 1852 wurde der Bau dieser letzten Petri-Kirche fertiggestellt; sie entstand nach Entwürfen von Johann Heinrich Strack, besaß ein Querschiff, vier achteckige Seitentürme und hatte einen Kirchturm von 96 m Höhe, damals der höchste Turm Berlins. Die Kirche besaß 1500 Sitzplätze, bot aber insgesamt Platz für etwa 3000 Gemeindeglieder. Sie hatte eine der größten Orgeln Berlins.

Ausgrabung der Fundamente der St. Petrikirche und des umliegenden Friedhofs

1945 wurde sie ein Opfer des Zweiten Weltkrieges, allerdings weniger durch Bombenabwurf als durch Beschuss und Kampfhandlungen in den letzten Kriegstagen. Ihre Ruine stand später einer sozialistischen Stadtplanung im Wege und musste von der Gemeinde aufgegeben werden. 1964 verschwand sie endgültig aus dem Stadtbild. Die Gemeinde versammelte sich seit dem Krieg in ihrem Gemeindehaus in der Neuen Grünstraße 19.
Der Petriplatz in der Mitte Berlins ist ein symbolisch verdichteter Ort: er ist der Urort der Stadt, auf den sich die erste urkundliche Erwähnung Berlins bezieht.
Die archäologischen Grabungen auf dem Platz von 2007-09 haben die Einsicht wachsen lassen, dass dieser Urort Berlins eines besonderen Umgangs bedarf.