„Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“ So beschreibt der jüdische Philosoph Martin Buber (1878-1965) Leben. Dass zwei Menschen sich begegnen und dabei sich selbst, die andere und Gott finden, das liegt dem Fest Maria Heimsuchung zugrunde. Maria – auf wohl skandalöse Art in freudiger Erwartung – macht sich auf den Weg zu ihrer Kusine Elisabeth. Beide schwanger, ohne dass es ihnen je jemand das zugetraut hätte, begegnen sich. In ihrer Begegnung liegt die Tiefe und die Gnade des Lebens jenseits aller vermeintlichen Richtigkeiten. „Sei gegrüßt, du Begnadete!“ Begnadet sind sie beide Maria und Elisabeth. Als Maria Elisabeth trifft, stimmt sie ihr Lied an, das die Verhältnisse auf den Kopf stellt und sich nicht abfindet, mit dem was und wie es ist – das Magnificat:
Meine Seele lobt die Lebendige, und mein Geist jubelt über Gott, die mich rettet. Sie hat auf die Erniedrigung ihrer Sklavin geschaut. Seht, von nun an werden mich alle Generationen glücklich preisen, denn Großes hat die göttliche Macht an mir getan, und heilig ist ihr Name. Ihr Erbarmen schenkt sie von Generation zu Generation denen, die Ehrfurcht vor ihr haben. Sie hat Gewaltiges bewirkt. Mit ihrem Arm hat sie die auseinander getrieben, die ihr Herz darauf gerichtet haben, sich über andere zu erheben. Sie hat Mächtige von den Thronen gestürzt und Erniedrigte erhöht, Hungernde hat sie mit Gutem gefüllt und Reiche leer weggeschickt. Sie hat sich Israels, ihres Sklavenkindes, angenommen und sich an ihre Barmherzigkeit erinnert, wie sie es unseren Vorfahren zugesagt hatte, Sara und Abraham und ihren Nachkommen für alle Zeit. (Bibel in gerechter Sprache, Lukas, Kapitel 1)
Ab 8 Uhr am 2. Juli finden Sie auf unserem Youtube-Kanal hier einen Video-Impuls mit Pfarrer Eric Haußmann und Marienkantorin Marie-Louise Schneider zur Kraft der Begegnung aus der
St. Marienkirche in Berlin am Alexanderplatz. Frohes Fest und schöne Begegnungen!
Foto (c) Albert Raven