In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 organisierten die Nazis gewalttätige Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung. Etwa 7.500 jüdische Geschäfte wurden zerstört, über 1.200 Synagogen niedergebrannt sowie zahllose Wohnungen verwüstet. Viele Jüdinnen und Juden starben infolge der Novemberpogrome durch Gewalt.
Zum Gedenken an die Opfer und an die Zerstörung jüdischen Eigentums veranstalten die Kirchen in Kooperation mit dem Handelsverband Berlin-Brandenburg, dem Ökumenischen Rat der Kirchen und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Berlin einen Gedenkweg am 9. November 2023. Start ist um 16 Uhr an der St. Matthias Kirche am Winterfeldtplatz, dann geht es über die Stationen Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche und Grünfeld-Ecke durch die westliche Innenstadt zum jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstaße 79.
Mit Redebeiträgen von
- Bischof Dr. Christian Stäblein
- Erzbischof Dr. Heiner Koch
- Dr. Felix Klein, Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung
- Christian Hochgrebe, Staatssekretär für Inneres
- Nils Busch-Petersen, Geschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg
- Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein
Statement des Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin
Wir sind erschüttert, dass jüdische Bürger*innen unserer Stadt angefeindet werden und in Angst leben müssen. Ihnen gilt unsere uneingeschränkte Solidarität. Als Bündnis verurteilen wir jegliche Form von Antisemitismus. Um Antisemitismus wirksam zu bekämpfen, stellen wir uns gemeinsam entschieden entgegen und fordern eine starke politische Unterstützung für die Präventions-, Bildungs- und Beratungsarbeit.
Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin
Wir unterstützen den Aufruf „Einladung zum Gedenkweg an die Novemberpogrome vor 85 Jahren“ und hoffen auf rege Teilnahme aus dem Bündnis.
Mit den Ausschreitungen vom 9. November 1938 offenbarten die nationalsozialistischen Machthaber ihren Judenhass und Antisemitismus in vollem Ausmaß. Jüdische Einrichtungen, Geschäfte und Synagogen wurden zerstört und Jüdinnen und Juden wurden im ganzen Deutschen Reich verhaftet, misshandelt und ermordet. Genauso empörend wie die Gräueltaten der Machthabenden in der „Reichskristallnacht“, wie die Aktion zynisch genannt wurde, war, dass sich weite Kreise der Bevölkerung daran ungeniert beteiligt haben und so gut wie niemand seine Stimme dagegen erhob.
Zu Beginn der Nazizeit wurde ein Viertel der deutschen Einzelhandelsbetriebe von jüdischen Händlern und Händlerinnen betrieben – ab 1939 war es Jüdinnen und Juden verboten, Einzelhandelsgeschäfte zu betreiben. In den Jahren dazwischen wurden diese Geschäfte boykottiert, zerstört, geplündert und zwangsarisiert. Mindestens 119 Geschäfte befanden sich damals dort, wo in diesem Jahr unser Gedenkweg entlangführt. Welche Schicksale und Geschichten hinter dieser Zahl stecken, lässt sich heute nicht mehr vollständig rekonstruieren. Wir wissen nicht, wie viele der Geschäfte schon vor dem 9. November 1938 zur Aufgabe gezwungen worden waren, aber wir wissen, dass rund um die Tauentzienstraße und den Kurfürstendamm der Mob besonders stark wütete.
Am 8. November wird zudem der am diesjährigen Gedenkweg liegende bisherige Joachimsthaler Platz in Grünfeld-Ecke umbenannt. Mit dieser Namensgebung wird eine bedeutende jüdische Händlerfamilie gewürdigt, welche an der Kreuzung zum Kurfürstendamm ein legendäres Geschäftshaus unterhielt.
85 Jahre nach der Reichspogromnacht wollen wir schweigend an die Untaten erinnern, der Opfer gedenken und uns der Verantwortung stellen, die uns aus der Geschichte erwächst. Gehen Sie mit am 9. November 2023 um 16:00 Uhr!
weitere Infos unter www.gedenken.berlin