Anlässlich des diesjährigen Mottos des Tages des Offenen Denkmals folgen wir den Spuren, die die Geschwister Fanny Hensel (geb. Mendelssohn) und Felix Mendelssohn Bartholdy in der Marienkirche und der Parochialkirche hinterlassen haben. Es jährt zudem beider Todestag zum 175. Mal: Im Mai 1847 erlitt zunächst Fanny Hensel, völlig unvermittelt während der Proben zu ihren berühmten Sonntagsmusiken, einen Schlaganfall, fast ein halbes Jahr später verstarb ihr Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy ebenfalls an den Folgen eines Schlaganfalls.
Über Felix Mendelssohn wissen wir, dass er als Knabe und Jugendlicher an der Wagner-Orgel in der St. Marienkirche bei August Wilhelm Bach Unterricht erhielt und viele Orgel-Übungsstunden absolvierte. Fanny Mendelssohns Hochzeit mit Wilhelm Hensel fand in der benachbarten Parochialkirche statt. Eigens dafür komponierte die Braut das Präludium für Orgel zum 3. Oktober 1829 F-Dur, das Sie heute hören werden. Beide Orte, sowohl die Marienkirche als auch die Parochialkirche sind Teil unserer neu fusionierten St. Marien-Friedrichswerder-Gemeinde.
Ihr Ehemann Wilhelm unterstützte Fanny auch in den weiteren gemeinsamen Jahren in ihrem musikalischen und kompositorischen Wirken. Eines der wenigen geistlichen Werke Fanny Hensels ist die kleine Kantate Zum Fest der heiligen Cäcilie für Soli, Klavier und Chor, entstanden im November 1833. Die Aufführung wurde damals als „lebendes Bild“ realisiert, d. h. die Mitwirkenden sangen dabei in Kostümen vor einem Bühnenbild auf dem u.a. ein Orgelprospekt abgebildet war, denn die Orgel gehörte zu den Attributen der Heiligen Cäcilie, der Schutzpatronin der Kirchenmusik.
Die Gartenlieder Fanny Hensels entstanden im Kontext der regelmäßig im Hause Mendelssohn (Leipziger Straße 3 – heute der Sitz des Bundesrates) stattfindenden Sonntagsmusiken. Fanny und Felix führten hier ihre eigenen Werke vor einem privaten Publikum auf. Auch namhafte Musiker Berlins und durchreisende Künstler gaben sich bei den Mendelssohns die Klinke in die Hand und brachten eigene Kammermusiken, sinfonische Werke und Vokalwerke zur Aufführung. Oft verschwamm hier die Grenze zwischen Ausführenden und Zuhörenden. Vor diesem Hintergrund schufen Felix und Fanny die Lieder im Freien zu singen, op. 59 und der Gartenlieder, op. 3. Gemeinsam mit den Anwesenden wurden sie gesungen und uraufgeführt.
Von Felix Mendelssohn erklingen weiterhin zwei Psalmvertonungen (Psalm 43 und Psalm 100) und das Nunc dimittis (Lobgesang des Simeon) – eine Mottete auf Worte des greisen Simeon. Dieser begegnet im Tempel auf seine alten Tage dem neugeborenen Jesuskind und erkennt in ihm den erwarteten Messias. Damit erfüllt sich die ihm durch den Heiligen Geist überbrachte Verheißung und er kann in Frieden sterben. Aufgeschrieben ist diese Begegnung im Lukasevangelium (Lk 2 29-32). Der Lobgesang des Simeon gehört zu einem der drei neutestamentlichen Cantica und hat auf Grund seiner friedvollen Dank- und Abschiedsstimmung seinen traditionellen Platz im Nachtgebet der Kirche.
Samstag, 10. September von 11 bis 18 Uhr
Tag des offenen Denkmals 2022. Spurensuche. Unterwegs mit der Denkmalpflege. Parochialkirche Parochialkirche Mitte
Sonntag, 11. September von 12 bis 16 Uhr
Tag des offenen Denkmals 2022. Spurensuche. Unterwegs mit der Denkmalpflege. Parochialkirche Parochialkirche Mitte